Mittwoch, 12. Februar 2025

Reichlich spät von Claire Keegan

Reichlich spät von Claire Keegan, erschienen im März 2024 bei Steidl, übersetzt von Hans-Christian Oeser

Claire Keegan ist bekannt für ihre präzise und eindringliche Prosa, mit der sie komplexe zwischenmenschliche Beziehungen in den Fokus rückt. Auf nur wenigen Seiten entfaltet sich ein vielschichtiges Drama um einen Mann, der sich in seinen eigenen Vorurteilen und Verhaltensmustern verstrickt.

Cathal ist geprägt von traditionellen Rollenbildern und einer gewissen Selbstgefälligkeit. Als er einer jüngeren Frau einen Antrag macht, scheint er kurzzeitig aus seinem Trott auszubrechen. Doch bald wird klar, dass er nicht fähig ist, sich wirklich zu verändern. Seine toxischen Verhaltensweisen und seine chauvinistischen Ansichten holen ihn immer wieder ein.

Die Autorin erzählt die Geschichte über einen einzigen Tag hinweg. Durch diesen engen zeitlichen Rahmen entsteht eine beklemmende Atmosphäre. Die Sprache ist von großer Präzision und Poesie. Mit wenigen Worten gelingt es ihr, die inneren Zustände der Figuren und die Stimmung der jeweiligen Situationen einzufangen.

Die Erzählung lässt viele Interpretationen zu, als Kritik an den herrschenden Geschlechterverhältnissen oder als Plädoyer für mehr Selbstreflexion und Empathie. Claire Keegan überlässt es den Lesern, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.

"Reichlich spät" ist eine kurze, aber sehr intensive Lektüre, mit leisen Töne und subtilen Andeutungen. 
Dieses Buch empfehle ich Menschen, die sich für anspruchsvolle Literatur interessieren.





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