"Wedding People" von Alison Espach, übersetzt von Verena Ludorff, erschienen bei Bastei Lübbe Juli 2025
Es ist eine Geschichte über eine glamouröse Hochzeit, mit witzigem und zutiefst berührenden Blick auf menschliche Beziehungen, die Suche nach sich selbst und die unerwarteten Wendungen, die das Leben bereithält.
Im Mittelpunkt steht Phoebe Stone, eine Anfang 40-jährige Uni-Dozentin, die sich am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens befindet. Ihr Mann hat sie verlassen, ihr Kater ist tot, und ihre akademische Karriere scheint in eine Sackgasse zu führen. Verzweifelt und mit dem Plan, ihrem Leben ein Ende zu setzen, reist sie in das luxuriöse Cornwall Inn, ein Sehnsuchtsort aus glücklicheren Tagen.
Doch ihr Plan wird durchkreuzt, als sie mitten in die minutiös geplante Hochzeit der exzentrischen, wohlhabenden Lila gerät. Phoebe wird fälschlicherweise für einen Gast gehalten und findet sich unerwartet im Strudel der Hochzeitsvorbereitungen wieder. Während Lila versucht, jedes Detail zu kontrollieren, aber innerlich mit ihren eigenen Unsicherheiten kämpft, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Die Hochzeitswoche wird für beide zu einer Zeit der Selbsterkenntnis und des Neubeginns.
Alison Espach hat einen leichten, flüssigen und zugleich tiefgründigen Schreibstil. Der Roman verbindet geschickt bittersüßen Humor mit ernsten Themen wie Verlust, Depression und der Suche nach Identität. Die Autorin hat ein feines Gespür für Zwischentöne und hat eine Atmosphäre erzeugt, die mal absurd komisch, mal melancholisch ist. Der teils schwarze Humor rettet das Buch davor, in zu große Schwermut abzudriften, und verleiht den ernsten Momenten eine besondere Würze. Die Dialoge sind scharfsinnig und lebensecht.
Phoebe ist eine faszinierende Figur, deren Gedankenwelt anfänglich sprunghaft und fast überfordernd wirken kann, was jedoch perfekt ihren inneren Zustand widerspiegelt. Ihre Entwicklung von einer verunsicherten, zurückhaltenden Frau zu einer selbstbewussten Ratgeberin ist glaubwürdig und mitreißend. Auch die Braut Lila, die nach außen hin perfekt scheint, aber im Inneren zutiefst verunsichert ist, und der Bräutigam Gary, der mit der Vergangenheit ringt, sind komplex und nachvollziehbar gezeichnet.
Fazit:
"Wedding People" ist ein Roman, der positiv mich überrascht hat. Was auf den ersten Blick wie eine leichte Lektüre erscheint, entpuppt sich als feinfühlige Geschichte über die menschliche Verletzlichkeit und die Kraft des Unerwarteten. Es ist kein klassischer "Wohlfühlroman" im herkömmlichen Sinne, sondern eine kluge "Rom-Com mit Tiefgang", die zum Nachdenken anregt, ohne zu belehren.

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